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Trabzon

Mit dem Nachtbus ins neue Reiseland

Von Tiflis aus nahmen wir den Nachtbus nach Trabzon. Nach circa 6 Stunden Fahrt, machten wir einen kurzen Stopp in Batumi, bevor es weiter Richtung türkischer Grenze ging. Mitten in der Nacht mussten wir also durch die Pass- und Gepäckkontrolle. Wir machten uns etwas Sorgen wegen unserer Drohne. Die Einfuhr sollte, im Gegensatz zum Drohnen-Flügen in der Türkei, eigentlich nicht das Problem sein. Aber man weiß ja nie. Vorallem in Ländern mit sich oft ändernder politischer Lage. Vor ein paar Tagen hatte nämlich die Militäroffensive in Nordsyrien begonnen. Die Dame am Gepäckscanner warf jedoch nicht einen Blick auf den Bildschirm. Vielmehr war sie von ihrem Smartphone-Spiel gefesselt. Sehr viel genauer erfolgte anschließend die Passkontrolle. Nach übergründlicher Betrachtung sämtlicher Seiten unserer Pässe, bekamen wir endlich unseren Visum-Stempel und durften türkischen Boden betreten

Wir erreichten Trabzon kurz vor 6 Uhr morgens, zwei Stunden früher, als von der Busgesellschaft angegeben. Check-In-Zeit in unserem Hotel war jedoch erst 10:30 Uhr. Uns blieb also nichts weiter übrig, als noch etwas Zeit in der Wartehalle des Busbahnhofs totzusschlagen. Gegen 8 Uhr beschlossen wir nun doch schon zum Hotel zu fahren und notfalls in der Lobby zu warten. Zu unserer Überraschung, war es überhaupt kein Problem, früher in unser Zimmer zu einzuchecken. Da wir im Bus keinen wirklich erholsamen Schlaf hatten, hauten wir uns direkt für ein paar Stunden in die Falle. Wir verließen das Zimmer den ganzen Tag nicht mehr.

Das erste Mal per Anhalter

Ausgeruht besorgten wir uns am nächsten Morgen zunächst eine SIM-Karte und liefen dann zum Busbahnhof. Trabzon war für uns nämlich nur ein Zwischenstopp auf dem Weg zu unserem nächsten Ziel, weshalb wir uns bereits jetzt zwei Tickets für den Folgetag kauften. Für den Nachmittag entschieden wir, uns das Sümela-Kloster anzusehen. Das byzantinische Kloster wurde in 1071 Metern Höhe direkt in eine steile Felswand über einer 270 Meter tiefen Schlucht gebaut. Mit dem Dolmus-Sammeltaxi fuhren wir bis Maçka, hatten jedoch noch keine Ahnung, wie wir von dort aus die restlichen 20 Kilometer hoch in die Berge meistern sollten. Also hielten wir einfach mal den Daumen raus und siehe da: Nach etwa 10 Minuten hielt neben uns ein Auto. Am Steuer Orhan, ein kahlköpfiger Geschäftsmann mit langem Kinnbart. Mit im Wagen saßen noch sein Beifahrer Ibrahim, ein Polizist aus Maçka und Shoko, eine japanische Backpackerin, die bei Freunden von Orhan Couchsurfing-Gast war.

Wenn Sightseeing zur Nebensache wird

Was dann folgte, war türkische Gastfreundlichkeit par Excellance! Orhan bestand darauf alle zum Mittagessen einzuladen. Einfach so. Danach ging es weiter zum Kloster. Um direkt bis hoch zum offiziellen Eingang fahren zu können, muss man eigentlich eine Art Maut zahlen. Aber wir hatten ja Ibrahim dabei. Er zückte kurz seinen Polizeiausweis und wir duften gratis passieren. Oben angekommen spendierte uns Orhan noch einen ganzen Sack mit frischen Feigen. Das Kloster war zur Zeit wegen Renovierungsarbeiten nur eingeschränkt zugänglich. Da trotzdem der volle Eintritt verlangt wurde, entschieden wir nicht hinein zu gehen. Das war aber auch gar nicht weiter schlimm, da das eigentliche Highlight inzwischen sowieso unsere erste Per-Anhalter-Erfahrung war. Unser eigentliches Ausflugsziel wurde völlig zur Nebensache. Danach fuhr uns Orhan noch in ein kleines Bergdorf, das nur während des Sommers von Schaf- und Rinderhirten bewohnt wird.

Zum Tee bei der türkischen Polizei

Wir hatten nicht erwartet nach gerade mal zwei Tagen bereits mit der türkischen Polizei zu tun zu bekommen. In Ibrahims Polizeistation, wurden wir von einer Gruppe junger Polizisten zum Tee eingeladen. Außer Orhan und Ibrahim sprach niemand Englisch und doch verstand man sich irgendwie. Es gab jede Menge zu lachen und noch mehr Tee. Später gesellte sich auch noch der Chef der Polizeistation zu uns. Bisher galt für uns immer die Regel: Keine Fotos von Polizei und Militär. Umso erstaunter waren wir, als die Beamten uns baten, mit ihren Smartphones Gruppenbilder zu schießen und anschließend auch mit unserer Kamera. Auch hier kannte die Gastfreundlichkeit keine Grenzen. Die Sonne stand inzwischen tief. Ibrahim blieb in Maçka und Orhan fuhr uns die komplette Strecke zurück nach Trabzon. Nachdem er uns vor unserem Hotel absetzte, verabschiedeten wir uns voller Dankbarkeit. Was für ein verrückter Tag! Jetzt waren wir so richtig in der Türkei angekommen.