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Kiew

Slawa Ukraini! - Glory to Ukraine!

Als hätten wir es geplant! Wir waren Tatsächlich am ukrainischen Unabhängigkeitstag in der Hauptstadt. Was für ein Erlebnis!

Unser Busfahrer musste zwar an diesem Feiertag arbeiten, aber war trotzdem bestens gelaunt. Er deutete auf die Lüftungsschlitze im Armaturenbrett, in die er für den Fahrkartenverkauf passende Wechselgeldscheine gesteckt hatte und sagte zu unserer großen Überraschung mit erhobenem Daumen: „Ordnung!“ Er sprach tatsächlich unsere Sprache! Er erzählte uns, dass er vor einiger Zeit in Deutschland als Fernfahrer arbeitete und sich selbst ein paar Brocken Deutsch beigebracht hatte. Es reichte auf jeden Fall für eine Ministadtrundfahrt. Er zeigte uns unter anderem im Vorbeifahren den ukrainischen Nationalzirkus und die Wohnung des Bürgermeisters von Kiew, Vitaly Klitschko.

An der Chreschtschatyk, Kiews zentraler Flaniermeile, befinden sich unter anderem das Rathaus, der Majdan Nesaleschnosti (Unabhängigkeitsplatz) und viele Gebäude im Stil des sowjetischen Klassizismus, auch Zuckerbäckerstil genannt. Die sechsspurige Hauptstraße ist an Wochenenden und an manchen Feiertagen für den Autoverkehr gesperrt und wird somit zu einer bis zu 100 m breiten Fußgängerzone. Als wir hier ankamen, fand gerade eine Parade zu ehren der ukrainischen Armee statt, die von Schaulustigen mit lauten Dyakuyu- Sprechchören (Danke) gefeiert wurde. Alles war in den Nationalfarben der Ukraine geschmückt und leuchtete in blau und gelb. Ganz Kiew schien an diesem Tag auf den Beinen zu sein. In der gesamten Innenstadt herrschte feierliches Gewusel.

Unser Weg führte uns durch eine Straße auf der sich ein großer Kunstmarkt befand. Unzählige größtenteils erstaunlich schöne Bilder und Gemälde in allen Größen und Stilen wurden hier zu Verkauf angeboten. Dazwischen gab es auch immer wieder Stände mit Kunsthandwerk. In einem ebenfalls sehr gut besuchten Park rund um den Volodymyrska-Hügel, stimmte sich gerade ein Orchester für ein abendliches Konzert ein. In der Nähe des Denkmals der Völkerfreundschaft musizierte inmitten der Menschenmenge ein Straßenmusiker begleitet von 4 singenden Soldaten. Es war eine einzige Party.

Auf dem Rückweg schlenderten wir noch einmal die Chreschtschatyk entlang, wo inzwischen auf etlichen Bühnen Musiker und andere Künstler auftraten. Im Bus begrüßte uns übrigens durch Zufall wieder derselbe Busfahrer, das Lächeln voller Goldzähne, mit einem freundlichen „Hallo“! Auf dem Rückweg wurden wir in das Fahrkartenverkaufssystem eingegliedert. Man bekommt dabei jedoch keine Fahrkarte. Man gibt dem Busfahrer 7 Hrywnja und bekommt sein Wechselgeld. Der Bus war inzwischen rappelvoll. So ragten immer wieder Arme aus der Menge, die einem Geldscheine nach vorne reichten oder es wurde von einer Person zur nächsten gereicht. Das Wechselgeld fand so auf demselben Weg seinen Besitzer bis zum hintersten Platz. Da wir wieder direkt neben dem Busfahrer saßen, hatten wir das Geld von so ziemlich jedem Fahrgast in der Hand. Ein witziges Erlebnis.

Die tiefste U-Bahn-Station der Welt

Am nächsten Tag waren die Feierlichkeiten in Kiew vorüber und es kehrte wieder Normalität in der Stadt ein. Mit der Metro fuhren wir zur Station Arsenalna. Sie liegt in 105,5 m Tiefe und ist somit die tiefst gelegenste U-Bahn-Station der Welt. Eine Fahrt mit den schier endlos erscheinenden Rolltreppen dauert insgesamt über 4 Minuten. Da kann man schon mal die eine oder andere Bahn verpassen. Schnellesser schaffen es sicherlich auch, dabei in Ruhe zu frühstücken.

Von hier aus liefen wir zur Mutter Heimat. Sie ist gigantisch. 102 m hoch, 500 Tonnen schwer. Die Kolossalstatue bildet den Mittelpunkt einer gewaltigen Gedenkstätte. Zahlreiche Skulpturen huldigen hier dem Sieg der sowjetischen Streitkräfte im zweiten Weltkrieg. Direkt daneben liegt das Nationalmuseum für “Geschichte der Ukraine im Zweiten Weltkrieg” mit zahlreichen teils zugänglichen Kriegsgeräten, wie Geschützen, Panzern und Flugzeugen. 

Später verschlug es uns wieder in die Innenstadt, wo es wunderschöne Kirchen zu bestaunen gab. Unser Weg führte auch am Haus mit den Chimären vorbei. Das Haus, welches heute dem ukrainischen Präsidenten zur Ausrichtung von offiziellen und diplomatischen Empfängen dient, wurde vom Architekten Wladyslaw Horodecki, auch “Gaudi von Kiew” genannt, erbaut. Etliche ungewöhnliche Figuren schmücken die Jugendstilfassade. Die Verzierungen reichen von Hirschen, Elchen und Böcken, über Frösche, Nashörner und Elefanten, bis zu skurrilen Mischwesen.

Kiew ist wirklich eine sehr schöne Stadt. Da Monique leider erkältet war, konnten wir die Innenstadt nur an zwei Tagen erkunden, was definitiv zu wenig ist. Es gibt hier aber noch so viel mehr zu entdecken, dass wir irgendwann einmal wiederkommen müssen.