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Kgalagadi Transfrontier Park

Die Große Weite

Kalahari! Was geht einem da durch den Kopf? Goldgelbe und rote Sanddünen, Stammesvölker mit Klicksprache, sengende Hitze und natürlich die beeindruckende Tierwelt. Die Kalahari ist eine Trockensavanne und erstreckt sich über weite Teile Namibias, Botswanas und der südafrikanischen Provinz Nordkap.

Die Bedeutung des Wortes “Kalahari” ist nicht ganz geklärt. Unter anderem vermutet man jedoch, dass es sich um eine Falschschreibung des Setswana-Wortes “Kgalagadi” handelt und so viel wie “Große Weite” bedeutet. So erklärt sich auch der Name des Kgalagadi Transfrontier Parks, der sich grenzübergreifend auf dem Dreiländereck von Namibia, Botswana und Südafrika befindet. Man kann dort also ohne Grenzkontrolle auf ein anderes Staatsgebiet wechseln. Mit entsprechendem Visum ist es auch möglich den Park in einem anderen Land wieder zu verlassen.

Genau hier hin, führte uns unsere Reise. Weitere 370 Kilometer waren vom Augrabies Falls Nationalpark zum Kgalagadi Transfrontier Park zu bewältigen. Nach einem kurzen Einkaufsstopp in Upington, ging es weiter in den Norden. Auch hier waren Kurven äußerste Mangelware. Kilometer für Kilometer ging es durch trockene Steppe und doch war es wundervoll. Diese schier endlose Weite, war immer wieder spektakulär.

Unsere Wege trennten sich

Bolle und Marco hatten diesmal allerdings eine andere Unterkunft als wir, sodass sich unsere Wege erstmals seit unserer gemeinsamen Abfahrt aus Kapstadt trennten. Die nächsten zwei Nächte verbrachten sie direkt im Nationalpark. Nebenbei bemerkt, in einer Hammer Unterkunft. Die !Xaus-Lodge mit der Adresse “Düne 91”. Sie heißt deshalb so, weil man über 91 Dünen fahren muss, um zu ihr zu gelangen. Sie gehört den Stämmen der San und der Mier. Zwei der Völker, die die berühmte Klicksprache sprechen.

Das Ausrufezeichen im Namen der Lodge ist übrigens genau so ein Klicklaut. Neben absoluter Abgeschiedenheit hat diese Unterkunft eine große Nähe zur Wildnis, da sie direkt im Kgalagadi Transfrontierpark liegt und einen atemberaubenden Blick auf eine riesige Salzpfanne, direkt vor der Anlage. Guides aus den jeweiligen Stämmen, die die Gegend von klein auf wie ihre Westentasche kennen, bieten Touren zu Fuß an und glänzen mit umfassendem Wissen über die Kalahari. Da die !Xaus-Lodge nicht so recht in unser Budget passen wollte, blieben wir außerhalb des Parks in der Kgalagadi-Lodge.

Die Kgalagadi-Lodge befindet sich circa fünf Fahrminuten vom Eingang “Twee Rivieren” des Kgalagadi Transfrontier Parks entfernt. Für Besucher mit Mietwagen also optimal. Aber zur Erinnerung: Bolle und Marco hatten das Auto. Leider gab es von unserer Lodge aus keine Angebote für Tagessafaris oder Ähnliches. Daher blieb uns nichts anderes übrig, als sehnsüchtigst auf die beiden zu warten und uns die Zeit zu vertreiben. Zum Glück bot die Unterkunft eine Klimaanlage und einen Pool. Bei um die 40 °C im Schatten und extrem trockener Luft, war es oft so, als würde man vor einem geöffneten Backofen stehen.

Neben den willkommenen Abkühlungsmöglichkeiten gab es jedoch noch andere Highlights. Auf dem Gelände liefen eine Menge Tiere herum. Neben Ziegen und Schafen, gehörten auch drei Mini-Gnus, ein Kudu-Pärchen und zwei Emus zur Anlage. An Besucher gewöhnt, liefen sie den ganzen Tag umher und entspannten teilweise direkt vor unserer Terrasse oder am Pool. Wir sind uns nicht ganz sicher, aber wir vermuten, dass es sich bei den Tieren um gerettete Jungtiere handelte, die aus verschiedenen Gründen in der Wildnis nicht überlebt hätten. Beide Emus hatten zum Beispiel verkrüppelte Füße und hinkten leicht. Das hielt sie allerdings trotzdem nicht davon ab, ihre scheinbar minutiös geplanten Spaziergänge zu machen. Jeden Morgen, mehrmals über den Tag und jeden Abend drehten sie ihre Runden, direkt vorbei an unserem Bungalow.

ab in die Wildnis

Bolle und Marco kamen wie geplant glücklicherweise lebend wieder und checkten ebenfalls in der Kgalagadi-Lodge ein. Da die beiden in der !Xaus-Lodge kein Internet hatten, war einiges aufzuarbeiten. Also durften wir uns das Auto nehmen und starteten direkt in den Kgalagadi Transfrontier Nationalpark. Auch hier war, dank unserer Wildcard, der Eintritt für uns frei und es ging los. Als Allererstes fuhren wir zur Tankstelle, die sich kurz hinter dem Eingang befand. Wir mussten nämlich etwas Luft aus den Reifen lassen. Auf den sandigen Straßen währe sonst die Wahrscheinlichkeit hoch gewesen, trotz 4×4-Antriebs, stecken zu bleiben. Gesagt, getan. 

Nun hatten wir die Wahl zwischen zwei ausgetrockneten Flussbetten und entschieden uns für das des Auob-Flusses. Auf der Fahrt zum dorthin, überquerten wir etliche rötliche Dünen, die mit den typischen Dornsträuchern bewachsen waren. Tiere sahen wir hier noch keine. Später erfuhren wir, dass die meisten Tiere die Dünen meiden und sich eher in den trockenen Flussbetten aufhalten. Der Grund dafür: Sowohl Beutetiere als auch Prädatoren, profitieren hier auf der flachen Ebene von der weiten Sicht in alle Richtungen. In den Dünen dagegen, bliebe es stets eine Überraschung, was hinter der nächsten Anhöhe lauert. So dauerte es im Flussbett nicht lang und wir sahen die ersten Oryx-Antilopen, Springböcke und jede Menge Vögel.

Neben den vielen Raubvögeln fielen uns vor allem die Siedelweber auf. Äußerlich total unscheinbar. Klein, braun gefiedert, vergleichbar mit einem Spatzen. Das Außergewöhnliche an ihnen, sind ihre Behausungen. Diese kleinen Piepmätze bauen nämlich gigantische Nester, die ganze Baumkronen einnehmen. Mehrere Hundert Vögel leben in so einem Gemeinschaftskonstrukt. Quasi der Plattenbau unter den Vogelnestern. Nicht selten brechen Äste oder der komplette Baum unter der Last zusammen. Die Nester werden ausschließlich von den Männchen gebaut.

Andere Webervogel-Arten bauen einzelne, jedoch nicht minder beeindruckende Nester, die wie Christbaumkugeln von Zweigen, Büschen oder Schilfhalmen herunter hängen. Der schwierigste Teil kommt für den Architekten jedoch erst nach dem Bau: Es muss dem Weibchen gefallen.Denn tut es dies nicht, zerstört sie es und das Männchen muss von vorn beginnen. Um sicherzugehen, bauen viele Männchen daher gleich mehrere Nester, um einer vermeintlich wählerischen Dame vorzubeugen.

Begegnung mit wunderschönen Kalahari Löwen

Fast währen wir an ihr vorbei gefahren. Sie lag aber auch relativ gut getarnt im Schatten. Wo auch sonst? Es waren schließlich wieder sportliche 38 °C. Die aufgeschlitzte Antilope einige Meter neben ihr und ihre schwere Atmung, ließen darauf schließen, dass sie vor nicht all zu langer Zeit gejagt und gefressen hatte. Eine wunderschöne Löwin lag gesättigt schlafend unter einem Baum. Wegen der Hitze atmete sie so schwer, dass ihr gesamter Körper bebte. Warum erinnerte uns das an einen unserer früheren Netflix-Abende, nach einer fetten Lasagne? Keine Ahnung. Egal.

Wo ein Löwe ist, sind meist andere nicht weit. Und so war es auch. Ein paar Hundert Meter weiter, lagen zwei weitere Löwinnen. Direkt daneben und ein paar Meter weiter auf der anderen Straßenseite – Zwei Männchen. Müde gähnend, zeigte einer von ihnen uns seine furchteinflößenden Reißzähne, schmatzte noch ein paar Mal und schlief weiter. Ebenfalls imposant – Die königliche Mähne! Einfach wunderschön. Bis zu 20 Stunden am Tag, dösen und schlafen diese Großkatzen im Schatten, bevor es auf die Jagd geht. Solange also genug Beutetiere vorhanden sind, ein echt entspanntes Leben.

Im Kgalagadi Transfrontier Park gibt es übrigens immer mal wieder Rastplätze mit öffentlichen Toiletten. Völlig ohne Zaun. Aussteigen ist hier ausschließlich auf eigene Gefahr. Da Südafrikaner das Grillen lieben, oder wie sie es nennen “Braai”, gibt es auch hier auf jedem Rastplatz mehrere Braai-Stellen. Wer hier, in Gesellschaft von Löwen und anderen Raubtieren, tatsächlich sein Grillfleisch auf die Kohlen haut, muss echt Eier haben! Apropos Eier: Hast du schon einmal ein Kap-Borstenhörnchen gesehen? Die körperliche Besonderheit der Männchen ist keinesfalls zu übersehen. Die Testikel erreichen Golfballgröße und können bis zu 20 Prozent der Körperlänge ausmachen.

Eine ganz besondere Sichtung

Oft ist ein stehendes Auto, dem man sich nähert, eine Garantie, dass etwas gesichtet wurde. Wir hielten neben einem Geländewagen, in dem ein älterer Mann saß und in die Weite des Flussbettes schaute. Er hatte tatsächlich einen Geparden gesichtet! Trotzdem dauerte es mindestens 5 Minuten, bis wir ihn auch gesehen hatten. Ungefähr 150 Meter entfernt, auf der anderen Seite des Flussbettes, unter einem Baum – Nahezu unsichtbar. Verraten hat ihn seine Beute, die mit dem Bauch zu uns gerichtet von der Sonne angestrahlt wurde. Das helle Fell an der Unterseite des Kadavers, stich klar aus der Umgebung hervor. Und trotzdem war es nicht leicht den direkt daneben liegenden Geparden zu entdecken. Das Sonnenlicht projizierte durch die Blätter und Äste des Baumes eine Art Camouflage-Muster auf den Boden, mit dem das Tier fast vollkommen verschmolz. Es war trotz der Entfernung ein absolutes Highlight für uns! Großkatzen sind immer spektakulär. Einen Gepard in freier Wildbahn zu sehen, ist jedoch noch einmal etwas ganz Besonderes. Wir verweilten eine halbe Ewigkeit und genossen jede noch so kleine Bewegung dieser eleganten Raubkatze.

An diesem Tag sahen wir auch noch mehrere Schabrackenschakale, oft in der Nähe von Löwen. Wahrscheinlich, um eventuell auch noch einen Happen von der erlegten Beute zu erhaschen. Eigentlich sind diese Tiere überwiegend nachtaktiv. In Gebieten, in denen sie sich vom Menschen ungestört fühlen, sieht man sie jedoch auch tagsüber. Allgemein sahen wir in der Kalahari viel mehr Tiere, als zum Beispiel im Namakwa und im Augrabies Falls Nationalpark. Unter vielen der schattigen Plätze tummelten sich immer wieder große Gruppen von Springböcken. Hier und da aber auch afrikanische Kuhantilopen, die aufgrund ihres lang gezogenen Gesichtes, irgendwie witzig aussehen.

Auf dem Rückweg machten wir eine gleichzeitig niedliche, wie auch tragische Beobachtung. Ein Straußenpärchen, mit ungefähr einem Dutzend Küken war in der sandigen Weite unterwegs. Es war so putzig anzusehen: Wenn Mama und Papa zwei große Schritte vorwärts machten, folgten viele kleine Tippelschritte der Babys, um schnell wieder in den schützenden Schatten, zwischen den Beinen der Eltern, zu huschen. Allerdings schienen sowohl die erwachsenen Strauße als auch die Küken irgendwie völlig aus dem Häuschen zu sein.

Der Grund offenbarte sich wenige Meter weiter, als wir abrupt bremsen mussten. Wir hatten gerade einen großen Steppenadler beim Mittagessen gestört, der nun vor uns flüchtete und sich gezwungen sah, seine Beute aufzugeben. Vor uns lag nun ein totes Straußenküken am Wegesrand. Aber so ist die Natur nun mal.

Das Jagdrevier der Raubkatzen

Am nächsten Tag machten wir uns noch einmal gemeinsam mit Bolle und Marco auf den Weg in den Park. Diesmal nahmen wir uns das zweite Flussbett vor. Vor uns lag nun der trockene Lauf des Nossob-Flusses. Als Erstes beobachteten wir einen Kapuhu. In typischer Weise ließ er skeptisch seinen Kopf kreisen, um durch die Äste hindurch zu erspähen, wer denn da so neugierig Fotos von ihm machte. Ein wunderschöner Vogel!

Wieder sahen wir auch viele andere interessante Vögel. Zum Beispiel die Riesentrappe. Mit bis zu 19 Kilogramm Körpergewicht, einer der schwersten flugfähigen Vögel überhaupt. Außerdem sahen wir noch einen Sekretär, der elegant aus den Lüften zur Landung ansetzte und mit seinen langen Beinen ein paar Schritte zum Abbremsen brauchte. Vor allem sichteten wir jedoch Geier. Genauer gesagt Weißrückengeier. Kein Wunder. Im Flussbett des Nossob wimmelte es von Kadavern. Anscheinend haben Großkatzen hier ihr Hauptjagdgebiet.

An einem der Wasserlöcher zählten wir um die 20 tote Tiere in verschiedenen Verwesungsstadien. Hier schien sich das Leben vor allem nachts abzuspielen, wenn die Räuber ihrer Beute nachstellen. Tagsüber sahen wir hier nicht ganz so viele Tiere wie im Auob-Flussbett, was aber vielleicht auch daran lag, dass es an diesem Tag ziemlich windig war und jede Menge Staub und Sand aufgewirbelt wurde. Die Sicht war teilweise um einiges eingeschränkt. Trotzdem hatten wir wieder Glück und sahen erneut Löwen. Diesmal zwar etwas weiter entfernt, aber trotzdem wieder ein unbezahlbarer Moment. Gegen Mittag machten wir uns auf den Rückweg.

Was uns noch zu sagen bleibt: Die Kalahari ist überwältigend! Der Kgalagadi Transfrontier Park hat unsere Erwartungen übertroffen. Das wilde Leben zeigt sich hier in so vielen Facetten, mit allem, was dazu gehört. Außerdem ist er keinesfalls überlaufen. Die Tiere fühlen sich hier nicht vom Menschen gestört, wie man es am Beispiel des Schabrackenschakals sehen kann. Wir würden auf jeden Fall jeder Zeit wieder kommen. Es war atemberaubend!